Lest das einfach mal.
http://www.swr.de/report/dossiers/-/id=8...3qlu/index.html
PflegeViel Geld mit schlechter Pflege
Von unserem Redaktionsmitglied Gottlob Schober
Junge Hand greift nach einer alten Hand
Auf den Pflege-TÜV ist kein Verlass.
Die Würde des Menschen ist unantastbar, sagt Artikel 1 des Grundgesetzes. Sie zu achten und zu schützen sei Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Bei unseren Recherchen über den Zustand in vielen Pflegeheimen kamen wir bei REPORT MAINZ aber immer wieder zum Ergebnis, dass dieser Grundgesetzartikel für viele alte Menschen in vielen Einrichtungen nicht gilt.
Bedürftige Menschen werden gefesselt, weil das Personal nicht die Zeit hat, sie zu betreuen. Bedürftige Menschen werden über eine Magensonde ernährt, weil Pflegekräfte nicht die Zeit haben ihnen das Essen zu reichen. Bedürftigen Menschen werden Windeln angelegt, weil das Personal nicht die Zeit hat, sie auf die Toilette zu führen. Bedürftige Menschen werden mit Psychopharmaka ruhig gestellt, weil sich niemand um sie kümmern kann. In den Hochglanzprospekten der Heimträger finden sich Hinweise auf solche Missstände nicht.
Erhöhung der Pflegeversicherungsbeiträge Ein Kommentar des SWR-Pflegeexperten Gottlob Schober, Aktuell am Abend am 7.11.2011 bei SWR4 Rheinland-Pfalz Dauer: 2:56 min
Gottlob Schober im Gespräch Die Koalitionsspitzen haben sich nach monatelangem Verzug auf eine Erhöhung der Beiträge für die Pflegeversicherung um 0,1 Prozent geeinigt. Damit sollen Leistungen für Demenzkranke und pflegende Angehörige finanziert werden.
Dieser Systemfehler ist auch im Gesetz festgeschrieben. Hilf- und wehrlose Menschen werden häufig so behandelt, dass sie zwangsläufig in eine höhere Pflegestufe eingruppiert werden müssen. Dahinvegetierende Pflegebedürftige bringen nach dem System der Pflegeversicherung mehr Geld als Menschen, deren noch bestehenden Fähigkeiten ständig gefördert werden. Die Folgen sind vielfach Erniedrigung, Würdelosigkeit, Gewalt und Vernachlässigung.
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Und: Mit schlechter Pflege wird in Deutschland viel Geld verdient. Fixiergurthersteller verdienen viel Geld, obwohl viele Menschen bei besserer Betreuung nicht gefesselt werden müssten. Hersteller von Magensonden machen großen Profit, obwohl gerade demente Menschen mit mehr Zeit des Personals und guter Anleitung noch selber essen könnten. Die Windelindustrie boomt, obwohl die alten Menschen noch zur Toilette geführt werden könnten. Und die Pharmaindustrie floriert, obwohl Menschen bei besserer Betreuung deutlich weniger Medikamente verordnet werden müssten.
REPORT MAINZ hat aber immer wieder darüber berichtet, dass es auch anders geht. Bei unseren Recherchen haben wir Menschen kennen gelernt, denen wir unsere Eltern anvertrauen würden. Wir sind Pflegekräften begegnet, die uns strahlend erzählt haben, dass sie Pflegebedürftige jetzt nicht mehr festbinden müssen und dass sie Menschen wieder von der Magensonde wegbekommen haben. Der Widerspruch zwischen schlechten und guten Pflegeheimen ist nicht nachvollziehbar, zumal die Rahmenbedingungen für alle Einrichtungen gleich sind.
Aufdeckung der Zustände in Pflegeheimen