Hei,
ich habe jahrelang meine Mutter gepflegt. Heute haben wir ein Land, in dem großer Pflegenotstand herrscht und wo man gutem Gewissen einen alten Menschen gar nicht in eine stationäre Einrichtung geben kann, denn bei aller Liebe und wenn sie noch so nett sind und sogar oft unbezahlte Überstunden machen, das Personal dort kann nicht genug Zeit mit den alten Leuten verbringen, leider sind unsere Pflegegesetze so.
Was tut man, wenn man einen Angehörigen pflegt .. man gibt in einem Land seinen Beruf auf und kommt binnen weniger Jahre vollständig aus dem Beruf raus, wo man anschließend wirklich kaum noch eine Chance hat, wieder rein zu kommen.
Man kriegt meistens nur sehr wenig Pflegegeld und ist, wenn man keinen gut verdienenden Partner hat oder einen Pflegefall, der wirklich viel Rente kriegt, dann auch noch darauf angewiesen, Hartz IV zu beantragen.
Wenn der Pflegefall nicht die Pflegestufe III hat .. und die zu kriegen ist fast unmöglich .. dann ist man laut ARGE auch noch eigentlich verpflichtet, bei Pflegestufe I Vollzeit und der II 30 Stunden in der Wochen zu arbeiten .. was man gar nicht kann, das weiß jeder, der mal einen Pflegefall zu Hause hatte.
Demenz wird gar nicht berücksichtigt und die Angebote der Hilfe da nach § 45 c sind ein schlechter Scherz, zumal man Verwandte dafür dann noch nichtmal holen darf. Es müssen fremde Leute sein, was auch immer für einen Sinn sowas machen mag.
Kommt der Pflegefall ins Krankenhaus, fällt nach nur 4 Wochen das Pflegegeld weg .. aber man kann doch auch in dieser Zeit nicht einfach einen Job annehmen .. fällt also da schonmal in ein soziales Loch.
Man ist mit Glück rentenversichert .. aber arbeitslosenversichert ist man nicht.
Stirbt der Pflegefall, bekommt man weder Arbeitslosengeld noch sowas wie eine Weile "Lohnfortzahlung" und da man ja zu Hause pflegt, kann es sogar sein, dass man dann auch noch sofort aus seiner Wohnung raus muss.
Ich glaube, dass viele alte Menschen in Pflegeheimen landen, wo es nicht sein müßte, weil ihre Angehörigen Angst haben werden, das zu erleben zu riskieren. Muss sowas wirklich sein?
Es trifft dann gerade die Alten und Schwachen oder aber die Menschen, die ihre Alten und Schwachen nicht im Stich lassen.
Es sind fast immer Frauen, die pflegen.
Das Bedingungslose Grundeinkommen ist also nicht wie eben beschrieben, nur Familien- und Kinder-Freundlich, es ist auch insofern Frauen-Freundlich und sogar Alten-freundlich, weil es die Entscheidung zu pflegen erheblich erleichtern würde und auch die Menschen, wenn sie einmal nicht mehr pflegen, absichern würde, damit sie in Ruhe dann nach einer Alternative für ihr Leben suchen könnten.
LG
Renate